DAS KOMPAKTE VINDECK
Viele Beschreibungen unserer Kunstdrucke oder Druckgrafiken sind selbsterklärend, doch benötigen einige Begriffe im Zusammenhang mit Drucktechnik oder verwendetem Papier konkreteres Hintergrundwissen. Unser kompaktes VINDECK-DRUCKLEXIKON soll dabei helfen diese Begriffe einzuordnen und Wissenswertes zu vermitteln.
Über die letzten Jahrhunderte haben technische Entwicklungen immer wieder neue Druckverfahren hervorgebracht. Die schematische Darstellung der Hauptdruckverfahren zeigt die unterschiedliche Platzierung der Druckfarbe (rot) auf der Druckformen (grau). Die hier aufgezählten Techniken dienen einer ersten Einordnung und zur Abgrenzung der historisch verwandten druckenden Elemente für die jeweiligen Druckverfahren.
Hochdruckverfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass die Druckelemente erhaben auf der Druckform stehen. Insbesondere der Buchdruck steht sinnbildlich für den Hochdruck.
Durch das herausschneiden reliefartiger Bereiche aus einem Holzblock entsteht der für das Hochdruckverfahren benötigte Druckstock. Neben dem Schwarzlinienschnitt, sind vor allem der Weißlinienschnitt sowie der Flächenschnitt bekannte Formen des Holzschnittes.
Der auch als Xylographie bekannte Holzstich gilt als Weiterentwicklung des Holzschnittes und unterscheidet sich von diesem vor allem durch die Verwendung eines Kupferstich-Grabstichels anstelle des üblicherweise verwendeten Messers.
Der Linolschnitt gleicht dem Verfahren des Holzschnittes, jedoch wird mit einer Linoleumplatte gearbeitet. Der Linolschnitt lässt aufgrund der fehlenden Maserung des Materials klarere Flächen und Umrisse zu als der Holzschnitt.
Beim Stempeldruck wird eine erhabene Druckform auf den Druckstoff aufgedrückt. Ein bekanntes Beispiel stellt der Kartoffeldruck dar. Die Druckform lässt sich grundsätzlich auch aus Gummi, Metall oder Linoleum herstellen.
Tiefdruckverfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass die Vertiefungen (Näpfchen) des Druckstocks die druckenden Elemente bilden. Die Übertragung erfolgt durch chemische oder mechanische Verfahren, so z.B. Ätzung bzw. hoher Anpressdruck. Der Farbauftrag ist im Gegensatz zum Hochdruckverfahren der entscheidender Faktor für den Kontrast der Abbildung.
Beim Kupferstich wird direkt auf einer geschliffenen und polierten Kupferplatte gearbeitet. Mit einem „Grabstichel“ werden Linien und Punkte in das Material eingeritzt, welche ingesamt feinere Darstellung zulassen als beim Holzschnitt. Die Durch das einritzen entstandenen Vertiefungen nehmen die für den Druck notwendige Farbe auf.
Bei der Kaltnadelradierung wird mit einer Radiernadel direkt auf der glatten, ebenen Oberfläche der Druckplatte gearbeitet. Die dabei entstehenden Vertiefungen, in unterschiedlichsten Ausprägungen nehmen im Anschluss die für den Tiefdruck benötigte Farbe auf.
Im Gegensatz zur Kaltnadelradierung wird die Druckplatte zunächst mit einem Ätzgrund beschichtet. Diese wird anschließend mit der Radiernadel eingeritzt. Während des anschließenden Säurebads werden nur die zuvor eingeritzten Bereiche angegriffen und bilden die für den Tiefdruck benötigten Vertiefungen.
Im Gegensatz zur Ätz-Radierung basiert die Aquatinta nicht auf der Linien- sondern auf der Flächenätzung. Durch das Auftragen von Kolophoniumstaub oder Asphalt lassen sich verhältnismäßig große Flächen für die Farbaufnahme vorbereiten. Die Aquatinta gilt als eine der malerischsten Tiefdrucktechnicken.
Bei Flachdruckverfahren ist das chemische Verhältnis von Fett und Wasser entscheidend, da die druckenden und nicht druckenden Elemente der Druckform auf einer Ebene liegen. Technische Weiterentwicklungen im Bereich der industriellen Nutzung haben das Verfahren mit dem Offsetdruck für Massendrucksachen optimiert und ermöglichen weiterhin kleinere Auflagen in hoher Qualität.
Die Lithographie nutzt als Medium einen Lithografiestein. Dieser wird vor Gebrauch geschliffen um anschließend mit Tusche oder Kreide darauf zu zeichnen. Zum Auftragen der Tusche wird eine Lithografiefeder verwendet. Der Stein wird anschließend durch die Verwendung von Salpetersäure, Gummi-Arabicum und Wasser für den Druck vorbereitet, sodass entsprechenden Bereiche der Zeichnung die Farbe für den Flachdruck aufnehmen.
Bei der Algrafie wird an Stelle des für die Lithografie benötigten Steins eine gekörnte Aluminiumplatte verwendet. Außerdem ist das Verfahren der Algrafie ohne den Arbeitsschritt der Ätzung möglich. Die Zeichnung wird wie bei der Lithografie mit Kreide, Tusche, Bleistift oder Feder aufgetragen. Die Algrafie gilt als früher Vorläufer des Offsetdrucks.
Der Offsetdruck ist ein indirektes Flachdruckverfahren, da Druckplatte und Druckträger nicht miteinander in Berührung kommen. Es gilt als eine Weiterentwicklung der Lithographie. So wird beim Offsetdruck das Druckbild über einen Zwischenträger auf den Bedruckstoff übertragen. Auch ihr spielt das Prinzip des Abstoßens von Fett und Wasser die zentrale Rolle für die Farbaufnahme.
Durchdruckverfahren nutzen Schablonen um direkt auf das Trägermaterial zu drucken. Die Schablone sorgt gleichzeitig dafür, dass entsprechende Bereich beim Farbauftrag verdeckt werden. Da dieses Verfahren ohne Anpressdruck auskommt eignet es sich besonders für druckempfindliche Materialien.
Beim Siebdruck dient das namensgebende Sieb als Schablone für den Durchdruck. Die für den Druck benötigte Farbe wird mittels eines Rakels durch das Sieb auf das Zielmedium gepresst.
Bei der Monotypie lässt sich beim Druck nur ein einziges Exemplar erzeugen ohne die Möglichkeit der Vervielfältigung. Bei der Monotypie wird auf Glas-, Acryl- oder Metallplatten gearbeitet und anschließend mit der noch nassen Farbe direkt auf Papier abgedruckt.
Kompakte Gegenüberstellungen und Abgrenzungen dienen der Einordnung dieser zahlreichen Begrifflichkeit und ließen sich ohne Weiteres um viele weitere ergänzen. Druckvorführungen und Workshops bieten eine hervorragende Möglichkeit tiefer in die einzelnen Themenkomplexe einzusteigen. So besteht die Chance sich immer wieder neue Teilgebiete zu erschließen und ein neues Bewusstsein für Die Kunst des Druckens zu entwickeln.
